Ein Kino im Comic-Magazin

Micky Maus auf Super 8

Herbert Schmelzer, 20. April 2018

Wir schreiben das Jahr 1991. Die Micky Maus Hefte erscheinen allein in Deutschland mit einer Auflage von rund einer Million Exemplare in der Woche. Besonders beliebt sind in dieser Zeit Technikbeilagen, auch zum Thema Schmalfilm. Aber wie soll ein Disney-Kino in ein Micky Maus Heft passen?

Die Bastler um die Maus waren erfinderisch. Der Markt für Super 8 Filme war ja damals mit hochaktuellen und schönen Filmen um Donald und Micky beliefert worden. Es konnte natürlich aus einem kurzen Stück Super 8 Film und einem Guckkasten zum Betrachten des Streifens kein echter Projektor in das Heft gezaubert werden. Aber die Idee, einen Bildstreifen mit Gucki beizulegen, hat sich mindestens dreimal verkaufsfördernd nutzen lassen.
Das ganze Kino besteht aus einem Bastelsatz mit Super 8 Film. Neben der Konstruktion ist auch durchaus verblüffend, dass für das Kino wunderschöne Szenen aus sehr bekannten Filmen genommen wurden.

Das erste Disney-Kino erschien am 12. September 1991 im Heft 38. Hierin befand sich der Film „Der ungebetene Badegast“. Dabei handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem 1948 erschienen Kinostreifen: MICKEY AND THE SEAL (Micky und der Seehund / Micky und die Robbe). Gezeigt wird eine kurze Szene, in der Micky in der Badewanne mit dem Seehund sitzt.

Im Heft 36 vom 27. August 1992 wird Donald unter Starkstrom gesetzt. Der Ausschnitt kommt aus dem Film: OUT ON A LIMB (DD-Cartoon / In gefährlicher Lage) von 1950. Hier versucht Donald mit einem Rasenmäher den Baum der Backenhörnchen zu stutzen und landet unversehens auf einer Starkstromleitung.

Scheinbar verlief das Beipacken von Film und Mini-Betrachter sehr erfolgreich. Denn noch einmal wurde ein Disney-Kino mit „Donald in Gefahr“ im Heft 37 vom 9. September 1993 angeboten. Hier handelt es sich um einen Ausschnitt aus „SOUP´S ON“ aus dem Jahr 1948. Donald liegt zu Fuße eines Felsens und ein großer Stein landet knapp neben seinem Kopf. Er bekommt das aber nicht mit, weil die Neffen schnell eine Puppe mit Matrosenjacke unter dem Stein drapieren und Donald glauben muss, er wäre schon gestorben, als er aufwacht.

Die Streifen sind alle nicht länger als 30 cm. Die Vorführ- oder besser gesagt Anschaudauer ist also sehr kurz. Erstaunlich ist aber, dass es überhaupt funktioniert. Das erste Kino besteht nur aus einem Stück Plastik, in das der Film eingespannt wird. Für den Transport muss man selbst sorgen. Ein Plastikzapfen bremst den Film ruckartig ab und bringt ein flimmerndes Filmvergnügen. Ein Guckloch in der umhüllenden Kartonschachtel sorgt für ausreichend Licht und umgebende Dunkelheit. An beiden Enden des Filmstreifens ist eine Greifbefestigung angeklebt, die auch ein Herausziehen des Films aus dem Projektor verhindert.

Bei den beiden zuletzt genannten Filmen besteht der Projektor aus Plastikteilen, die zusammen gedrückt werden mussten. Die Kinder hatten wohl nur kurzen Spaß daran, denn nach spätestens zehn Vorführungen sind die Perforationslöcher so strapaziert, dass sie durchreißen.

Was aber wirklich kurios ist, ist die Tatsache, dass für jedes Heft exakt die gleiche Filmszene kopiert wurde. Bei 1.000.000 Hefte x 0,30 m ergibt das 300.000 m Super 8 Film. Bei welchem Kopierwerk ist wohl dieser Auftrag gelandet? Von der Filmmenge her hätte man damit 500x Walt Disneys „Schneewittchen“ als Komplettfassung auf Super 8 kopieren können.

Wer also einmal wirklich das kleinste Kino der Filmgeschichte betreiben möchte, sollte nach den genannten Micky Maus Heften Ausschau halten. Aber Achtung, auch wenn das gesuchte Heft relativ leicht in eBay gefunden werden kann, so ist doch fast nie die gesuchte Beilage dabei. Die hat sich großer Beliebtheit erfreut und ist leider häufig schon kaputt gespielt worden.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Magazin Cine 8/16.

 

 

 

 



Kommentare
  • Einfach den Verkäufer anschreiben, dann wirds schon werden:)

  • Die Hefte werden bei ebay nicht mehr zum Verkauf angeboten.

  • Danke für den Hinweis, der Link wurde entfernt.

Wir danken unseren Sponsoren, die das Entstehen des Super 8 Webportals möglich gemacht haben.

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