Dolle Dinger: Sexy Projektoren
Design-Wunder aus aller Welt

Turmbau zu Babel.
Art Deco von Ampro. Die Amerikaner bauen 1946 ein selten schönes Stück für 8mm-Filme. Der „Ampro A-8“ besticht durch sein mutiges Metallgehäuse und den griffigen Knebelschalter. Fast zu filigran, um damit Filme vorzuführen.

Hochhaus von hinten.
Zeitlose Architektur aus Österreich. Der „Eumig P 25“, ein 8mm-Projektor von 1952, könnte seine Form dem Baustil der 1920er Jahre abgeguckt haben. Bestechend auch von vorne: die kleine Pausenlampe, die das Einfädeln erleichtert.

Ein ganz Alter.
Echte deutsche Wertarbeit. 1931 in München gebaut. Der „Agfa Movector AL“ für 16mm-Schmalfilm. Besonders fotogen: die Ampere-Anzeige. Und wie alle Projektoren zu der Zeit muß er noch schwarz tragen. Die Löcher im Lampenhaus lassen die Wärme raus. Heiß.

Schweizer Schwungmasse.
Man weiß gar nicht, ob er von der Seite gediegener aussieht als von hinten. In jedem Fall ein Prachtstück mit rotem Aufmerksamkeitsfaktor. 1949 bringt Bolex den „M8“ nappi ins Tali. Ein Projektor, der später mit dem „Sonorizer“ für Magnettonaufnahmen ergänzt werden kann. Lange hält sich das Ding mit dem Bollermann nach hinten raus auf dem Markt. Ein Wonneproppen, bei dem selbst die Alpen glühen.

Liechtensteiner Luder.
Man liest Vaduz – und ist verdutzt. Ein Pistenton-Projektor aus einem lupenreinen Fürstentum. Lange in 8mm geplant, wird Carena von der Einführung des Super-8-Formats überrascht – und macht aus der Not eine Tugend: ein Zweiformat-Gerät für Normal 8 und Super 8 entsteht. Der „Carena-8S8-Sound“ erblickt 1965 das Neonlicht über den Ladentischen. Er ist ein ganz Zugeknöpfter, der, wenn man an ihn ran will, den Filmkanal frei gibt. Rote Punkte zeigen, wo es langgeht. Und auch der Spulenarm muß erstmal gefunden werden. Denn er ist gut im Gehäuse versteckt. Doch dann kanns losgehen: große farbige Tasten und ein weißer Knebel fürs Vertonen sind richtungsweisend.

Schlitzäugiger Scharfmacher.
Wie ein Ventilator wirkt die Selbstfangspule auf dem Rücken des Japaners. Der „Elmo ST-8“ schickt sich 1961 an, Europa zu erobern. Und siehe da, es gelingt. Mit diesem 8mm-Magnettonprojektor zeigt die japanische Schmalfilm-Kultmarke, dass man in Nagoya auch den guten Ton zum scharfen Bild beherrscht. So bekommt man Lust auf mehr – und in der Tat liefert Elmo später die robustesten und besten Projektoren weltweit. Sexy.

Elegante Eierschalenfarbe.
Klare Konturen, gläserne Filmkanäle, helle Erscheinung: der „Liesegang S1“, ein Designwunder aus Düsseldorf. 1959 baut die Firma den Stummen für 8mm und gibt eine gute Visitenkarte ab. Später fertigt man für Braun Nizo feine Betrachter und Projektoren, deren leichte Linienführung und zeitlose Farbgebung besonders eindrucksvoll sind. Noblesse oblige.

Ohne Ende.
Lästiges Filmeschneiden und Zusammenkleben. Die Arbeit kann man sich sparen, findet Bolex. Mit dem Super-8-Kassettenprojektor „Multimatic“ kommt 1968 ein agiles Kerlchen in die Hütten der Schmalfilmer. Das kleine Arbeitstier bekommt 15m-Spulen in Plastikkassetten verpaßt, die es dann ohne Ende abnudeln soll. Fast Food Filming.

Töne aus dem Hinterteil.
Der „Eumig P8“ ist ein genügsamer Geselle. Viele, viele Jahre hält er sich am Markt. Doch 1963 wird er aufgepeppt. An der Hinterseite wird ein Phonomatic-Anschluß eingebaut. Jetzt soll der Getreue auch tönen. Zumindest, wenn ein Tonband angeschlossen wird, dessen Magnetstreifen die Filmgeschwindigkeit steuert. Vorbei die Zeiten, dass er ein stummer Fisch war

Text: Jürgen Lossau, Fotos: Jochen-Carl Müller













