Beaulieu: Begehrt, doch oft defekt!
Französische Luxus-Kameras
Beaulieu, das soll der Rolls Royce unter den Schmalfilmkameras gewesen sein. Vor allem in Deutschland anerkannt, wo zu guten Zeiten über ein Drittel der Produktion landete. Diese französische Nobelmarke steht für hohe Preise, ausgefeilte Technik und viele Defekte. Hochverehrt und oft kaputt! Von schnell schwächelnden Akkus ganz zu schweigen.
Der Mann, dem die Beaulieu ihren Namen verdankt, heißt mit Vornamen Marcel. Am 14. Februar 1908 wird er in Paris geboren und studiert dort Elektrik und Mechanik. Als Junior-Ingenieur stößt er zu Continsouza, der Firma, die die Pathé-Kameras fertigt. Ein Jahr später kommt er zu Gaumont und beschäftigt sich mit 35-mm-Tonfilmprojektoren. 1946 entwickelt Beaulieu zusammen mit Henry Moulin bei „L’Electro Technique Moderne“ die 16-mm-Schmalfilmkamera ETM P16. Seine eigenen Kamera-Entwicklungen kommen Ende der vierziger Jahre unter der Marke G.I.C. in den Handel; je ein Modell für 8, 9,5 und 16mm. Auch Projektoren und Betrachter werden gebaut.
- Im Beaulieu-Werk in Romorantin, Frankreich: Fertigung und Test der Super-8-Tonfilmkamera Beaulieu 6008 S
Beaulieu auf Reisen
Doch der Individualist und leidenschaftliche Jäger will seinen eigenen Namen auf den Kameras, die er erfindet, sehen. So gründet er 1950 eine Werkstatt in Champigny-sur-Marne am Rande von Paris. Nur ein Mechaniker ist neben ihm hier zugange. Die M16 entsteht, später ergänzt durch ein Modell mit zwei Objektiven, die T16. „Das waren ganz klar Amateurkameras“, sagt Beaulieu später über diese Geräte.
Und die Amateure reizen ihn zu weiteren Konstruktionen, jetzt für das 8-mm-Format. 1953 kommt die „T8 President“ mit zwei Optiken. Ihren Namen erhält sie durch einen Werbegag, der einfach unbezahlbar ist. Denn der französische Präsident bekommt durch die Gesellschaft der französischen Kinoindustrie ein solches Exemplar geschenkt. Später folgt ein Modell mit nur einem Objektiv unter dem Namen M8.
Größere Räumlichkeiten werden gesucht und in Fontenay-sous-Bois gefunden. Sohn Jacques gesellt sich dazu. Marcel Beaulieu möchte sich fortan nicht mehr um das Marketing kümmern müssen. Dafür gewinnt er 1957 die Firma Brandt Frères, die bislang die Schweizer Uhrenmarke Omega in Frankreich vertreibt. 1958 kommt Beaulieus richtungsweisende Entwicklung, die Spiegelreflexkamera R16, auf den Markt. Binnen eines Jahres folgen die MR8 und die TR8. Wechseloptik, Mattscheibeneinstellung, 100 Prozent Licht auf dem Film und im Sucher durch einen Schwingspiegel – das sind die Attribute, die künftig nahezu alle Beaulieu-Erfindungen auszeichnen werden. Beaulieu geriert sich gern als erster Anbieter echter Spiegelreflexkameras im 8-mm-Format, aber die „Ercsam Camex Reflex“ ist 1956 früher da.
Ins 20.000-Seelen-Örtchen Romorantin, einer Gegend, die von Schlössern nur so umstellt ist, verschlägt es Beaulieu 1960. Gut 200 Kilometer von Paris entfernt, kann er endlich zwei Dinge zusammenbringen: seinen Beruf und sein Hobby, das Jagen. 1961 baut er in die R16, die dann RC16 heißt, die erste Spiegelreflex-Fotozelle (TTL) ein. Bei Profis werden diese Kameras immer beliebter, weil sie so schön einfach zu handhaben sind – wie Amateurgeräte eben.

Super 8 lockt
Als Kodak 1964 von Super 8 munkelt, nimmt Beaulieu seine Topleute und reist mit ihnen nach Rochester, um aus erster Hand alles über das kommende Format zu erfahren. Eigentlich hat er bereits Pläne für ein hoch gezüchtetes Normal-8-Modell in den heimischen Schubladen und zudem wollen ihn die Eastman-Mannen gern desillusionieren: Super 8, das wird eine Kassette strikt für den Massenmarkt. Eine Zeitlupe mit 50 Bildern pro Sekunde will Beaulieu in seine neue Super-8-Kamera integrieren. Bei Kodak hält man das für unmöglich. Neun Monate später hat er es geschafft. Und ist einer der wenigen, die auf der IPEX in New York nicht nur Holzmodelle der künftigen Kameras vorzeigen können. Von der „Beaulieu S 2008“ sind drei funktionierende Prototypen zu bestaunen – und zwar mit extremer Zeitlupe. Jetzt arbeiten bereits 200 Menschen in seiner Firma.
Der Konstrukteur sucht nach einer Marktlücke im 16-mm-Bereich – bei den Profis. Er findet sie zwischen den billigeren Modellen von Bolex oder der Canon Scoopic und den Top-Kameras von Arriflex, Auricon oder Eclair. Im mittleren Preissegment erscheint die „Beaulieu News 16“, eine Tonfilmkamera, mit der aus der Hand gedreht werden kann. Das ideale Werkzeug für Aktuelles und Dokumentationen. 1973 fertigen 240 Mitarbeiter pro Monat 30 solcher News-Kameras, dazu 200 andere 16-mm-Modelle und 1.000 Super-8-Geräte.
Zurück zu Super 8. 1974, auf dem Höhepunkt der Produktion, kommt das erste Tonfilmmodell, die 5008. Jetzt hat die Firma 260 Angehörige, 70 Prozent des Umsatzes werden im Export erwirtschaftet. Ab 1978 leitet Marcel Beaulieus Sohn das Unternehmen und lässt sich von der zu Osawa/Mamiya gehörenden Bell & Howell-Fabrik in Japan zusätzlich zum eigenen Topmodell günstige Tonfilmkameras bauen. Diese Zukäufe, in die häufig 60-Meter-Tonfilmkassetten eingesetzt werden können, verkaufen sich bis 1981 insgesamt 18.202-mal. Es heißt, die konstruktiven Details der Kameras seien weitgehend in Frankreich entstanden.
Für das Format 16 mm werden zwischen 1960 und 1980 insgesamt 27.434 Kameras produziert, für die Formate Doppel-8 und Super 8 sind es bis 1981 zusammengerechnet 148.672 aus eigener Fertigung und für das Format 9,5 mm wohl nur 460 Stück. 200.000 Filmkameras – das wird 1982 nach außen hin groß gefeiert. 1983 ist die Schmalfilmkameraherstellung dann aber, wie überall, am Ende.
1984 – noch ein Versuch
Doch 1984 die unerwartete Wiederauferstehung. Jean Ferras, ehemaliger Techniker der Beaulieu AG, schart eine muntere Truppe von 30 Leuten um sich und erzählt der erstaunten Fachpresse, dass es noch einen Markt gebe. „5.000 Filmer in Frankreich, 18.000 in den USA und mehr als 50.000 weltweit“, weiß Ferras und will diese künftig wieder mit hochpreisigen Kameras versorgen. Die „Beaulieu 7008 S multispeed“ kommt als Weiterentwicklung der seit 1979 verkauften 6008 ins Programm. Nun haben Amateure wieder ein Gerät, von dem sie träumen können: mit Angénieux Zoom-Macro 1:1,4/6-90 mm, C-Mount-Anschluss, LCD-Einzelbildzählwerk, motorisch gesteuerter Sektorenblende und Tonlaufwerk mit „Hall Sensor System“. Die Super-8-Technik wird bis an die Schmerzgrenze ihrer qualitativen Möglichkeiten ausgereizt. Es entstehen weitere 5.000 Geräte. 1989 ist damit Schluss. Danach werden nur noch einzelne Kameras aus vorhandenen Ersatzteilen zusammen geschraubt – ähnlich wie bei Bolex.
Auch kleine 16-mm-Kameras kommen wieder ins Angebot: fünf Versionen der „Beaulieu 2016 Quarz“. Doch die Marke hält nicht nur in Treue fest zum Film, sondern bringt auch Videogeräte. Zum Beispiel den damals 14.000 D-Mark teuren „8008 Pro-Hi“, einen semiprofessionellen Camcorder mit C-Mount. Am 1. Januar 2000 übergibt Jean Ferras die Geschäfte an Denis Belloy. Die Ära des chemischen Films ist bei Beaulieu beendet.
Rund 40 Jahre lang wird der deutsche und der österreichische Markt von der Mannheimer Firma Ritter mit Beaulieu-Kameras bedient. Im Januar 2000 geht die Firma in Konkurs; das Geschäft wird von der Bavaria in München übernommen. Zuletzt, so berichten Insider, gab es bei Ritter kaum mehr eine Reparatur unter 800 D-Mark, die häufig nötigen Ersatzakkus kosteten dreimal soviel wie auf dem freien Markt. Überhöhte Preise haben das Überleben lange gesichert.
Für Sammler ist Beaulieu eine teure Marke, weil die Geräte noch immer beliebt bei aktiven Nutzern sind. Deshalb wechseln Gebrauchte in der Regel für viel Geld den Besitzer – trotz der Reparaturanfälligkeit.
8-mm-Kameras
Mit den ersten 8-mm-Filmkameras, 1953 vorgestellt, verwirklicht Beaulieu zunächst das Prinzip der Wechselopitk: in der M 8 mit nur einem, bei der „T 8 President“ mit zwei Objektiven. Wobei die Bezeichnung T für tourelle, also drehbare Optiken und M für mono, also einfache Optik, steht. Ganggeschwindigkeiten von 8 bis 64 Bildern pro Sekunde sowie Einzelbildschaltung sind möglich. Das alles ist noch nichts Besonderes zu dieser Zeit.
Erst mit den Modellen TR 8 und MR 8 – das R steht jetzt für reflex – kommt das Maß aller Dinge ins Spiel, das Beaulieu-Kameras künftig unverwechselbar macht: 100 Prozent Licht auf dem Film und 100 Prozent Licht im Sucher. Durch einen Schwingspiegel, wie bei professionellen Filmkameras, wird dieses Feature ermöglicht. Vier Jahre nach Erscheinen einer ähnlichen Technik bei der „Ercsam Camex Reflex 8“ macht Beaulieu für seine Kameras daraus ein richtungweisendes Konzept. Beide Modelle sind in türkis und in dunkelgrün zu haben, verfügen aber noch über keinen Belichtungsmesser. Eine Sektorenblende ermöglicht manuelle Auf-, Ab- und Überblendungen; der D-mount-Anschluss sichert, wie bei den 1953 vorgestellten Geräten, eine breite Palette an möglichen Objektiven.
Die MCR 8 hat 1962 endlich einen Belichtungsmesser und zwar durchs Objektiv (TTL). Zwei Jahre später wird das Modell durch ein besser funktionierendes Gossen-Messinstrument ersetzt und heißt jetzt „Reflex-Control 8 G“. Während es sich bei den hier vorgestellten Kameras nur um halbautomatische Systeme handelt, haben die „Reflex-Automatic MAR 8“ (Ende 1962) und die „Automatic 8 G“ (1964) vollautomatische Belichtungsmessung – und bleiben damit Außenseiter in der Beaulieu-Philosophie.
- Beliebter Super-8-Rolls-Royce: Beaulieu 4008 ZM II
Super-8-Kameras
1965 kommt mit der 2008 S die erste Super-8-Kamera in dem für Beaulieu typischen abgerundeten Aluminiumgehäuse in die Läden. Besonders auffällig: der runde, einschraubbare Nickel-Cadmium-Akku, der in diesem und den späteren Modellen viel Ärger macht. Schnell ist er defekt und das Ersatzteil ist teuer.
Beaulieu schreibt die aus der Normal-8-Ära vertrauten technischen Details fort: variable Sektorenblende, Reflex-Lichtmessung, Schwingspiegel, C-Mount-Anschluss. Von zwei Bildern bis 50 Bildern pro Sekunde reichen die Laufgeschwindigkeiten. Die Belichtungsmessung bleibt halbautomatisch; es gibt aber auch ein Modell „Automatic 2008 S“, bei dem das Variogon 1:1,8/10-40 mm mit Blendenmotor versehen ist und somit eine automatische Steuerung vorgenommen werden kann.
Bei der 1969 eingeführten 4008 S wird schließlich die Betriebsspannung von 4,8 auf 7,2 Volt erhöht. Die 4008 ZM bringt im gleichen Jahr noch eine Makro-Optik, nämlich das Angénieux 1:1,8/8-64 mm und einen Zoommotor. Eine Rückspuleinrichtung für die Super-8-Kassette ist 1971 in der „4008 ZM II“ enthalten, während die „4008 M 3“ 1974 eine abgespeckte Version ohne Zoommotor ist. Im gleichen Jahr kommt die „4008 ZM IV“ mit lichtstärkerem Makro-Objektiv Schneider Optivaron 1:1,4/6-70 mm und einer Spitzen-Bildfrequenz von 80 Bildern pro Sekunde.
Auf der photokina 1974 stellt Beaulieu einen echten Brummer vor: Die 2.550 Gramm schwere 5008 S ist die erste Pistentonkamera für Super 8 aus Europa. Das Brummen nimmt die Kamera allerdings allzu wörtlich – ihr Laufgeräusch ist reichlich kräftig. Die Tönende besitzt längst nicht alle Finessen der stummen Vorfahren. Weder Zeitlupe noch Zeitraffer, weder variable Sektorenblende noch Einzelbildzählwerk. Dafür kann über einen Impulsgeber auch Zweibandvertonung bei 18 oder 24 Bildern in der Sekunde erfolgen.
Erst die 5008 Multispeed bringt ein Jahr später verlorene Details zurück: jetzt kann mit neun und 45 Bildern pro Sekunde gearbeitet werden und der Zoom ist motorisch stufenlos fahrbar. Eine in der Optik abgespeckte Version heißt 3008 Multispeed und erhält das Schneider Optivaron 1:1,4/8-50 mm.
1979 ist die Zeit reif für eine neue Systemfilmkamera mit Ton. Beaulieu investiert eine Million Mark und will unbedingt eine Lösung finden, die nach dem Baukastenprinzip funktioniert. Denn die Konstrukteure haben richtig erkannt, dass es immer schneller zu Ergänzungen und Änderungen an den aktuellen Modellen kommt und die dann jeweils notwendige Neukonstruktion mit Werkzeugfertigung bei den kleinen Stückzahlen viel zu kostenintensiv wäre. Doch, wie bisher, mit gezogenem Aluminium für das Gehäuse lässt sich das nicht machen. So kommt Beaulieu mit der französischen Firma Mécanoplastique Guimon in Verhandlung, wo künftig alle Gehäuse aus Lexan-Polykarbonat als Kunststoff-Formteile entstehen. Von der „Beaulieu 6008 S“ werden monatlich 600 Kameras gefertigt. In Deutschland ist das gute Stück für knapp unter 4.000 D-Mark zu haben.
Zum ersten Mal verzichtet Beaulieu auch auf den Vollmattscheibensucher, der bei Abblendung hübsch dunkel wird. In der 6008 arbeitet ein Spiegelreflexsucher, der ein Luftbildumfeld mit zentralem Mattscheibenfeld besitzt. Eine leichte Verdunkelung des Bilds im Mattscheibenfeld ist zwar immer noch wahrnehmbar, aber das umliegende Klarfeld bleibt beim Dreh nahezu unverändert hell. Die Kamera hat ein Schneider Optivaron 1:1,4/6-70 mm mit Makro, das mit speziellem Steck-Schraubanschluss versehen ist. Zusätzlich können C-Mount-Objektive eingesetzt werden. Alte Optiken der Modelle 4008/5008 passen nicht mehr. Der Zoommotor ist von drei bis 10 Sekunden Durchlauf regelbar und schön leise. Die Kamera selbst ist für ein Tonmodell im Laufgeräusch leider noch immer zu laut.
Die Bildfrequenzen 4, 9, 36 und 56 Bilder pro Sekunde funktionieren allerdings nur mit Stummfilmkassetten. 18 und 24 Bilder stehen dem Tonfilmer zur Verfügung, der auch die 60-Meter-Kassette einsetzen kann. Die Belichtungszeiten lassen sich in einer speziellen Low-Light-Schaltung verlängern. Aus 1/72 Sekunde wird so im 18er-Gang 1/40 Sekunde, bei 24 Bildern werden aus 1/96 Sekunde 1/60.
Besonders auffallend ist die erzielbare Tonqualität mit dem sogenannten „Hall Sensor System“. Damit der Film sowohl am Bildfenster ruckartig wie am Tonkopf kontinuierlich vorbeigezogen wird, sind zwei Motoren nötig, die aber synchronisiert werden müssen. Bei vielen Tonfilmkameras schaltet nun ein Unterbrecherkontakt den Greifermotor fortwährend ein und aus, wodurch Unruhen im Gleichlauf am Tonkopf entstehen können. Das verwendete Beaulieu-Patent ermöglicht statt des Ein/Aus-Kontakts eine stufenlose Regelung über einen kleinen Permanentmagneten. Die Gleichlaufgenauigkeit liegt deshalb bei 0,2 Prozent, der Frequenzbereich bei 50 bis 12.000 Hertz im 24er-Gang. Bleibt nur noch zu sagen, dass die 6008 eine Stromfresserin ist. Gerade mal zwei 15-Meter-Tonfilmkassetten schaffen die mitgelieferten Akkus, beim Stummfilm sind es sechs. Das Ladegerät für die Akkus schaltet nach getaner Arbeit nicht etwa ab, sondern strömt munter weiter – was die Akkus kaputtmachen kann.
Neben der 6008 S erscheinen wenig später auch die 6008 Pro mit Quarzsteuerung für kabellose Tonfilmaufnahmen im Zweibandverfahren, die „6008 Pro MD“, zusätzlich mit automatischem Übergang auf 80er-Zeitlupe und allen Laufgeschwindigkeiten auch für Tonfilmkassetten, sowie die „6008 S-MD“, die letztere Features ebenfalls bietet, aber keine Quarzsteuerung hat.
Mit der „Beaulieu 7008 S“ ist schließlich das Ende der Entwicklung erreicht. In einer S-Version, umgebaut durch den Deutschlandvertrieb der Firma Ritter, können schließlich wieder alte Objektive der Modelle 2008 bis 5008 verwendet werden. Auch bei den Bezeichnungen 8008 und 9008 handelt es sich um Umrüstungen durch Ritter. Hier werden entweder 6008/7008-Modelle von ihren Besitzern eingeschickt oder Lagerware wird „remanufactured“, wie man bei Ritter sagt. Eine Filmaufspul-Bremse verhindert bei Überblendungen, dass das Material in der Kassette weitergewickelt wird. Ein Belichtungsmesser-Index arbeitet mit der neuen ISO-Norm. Verbesserte Nickel-Metall-Hydrid-Akkus sollen weitgehend ohne Memory-Effekt auskommen, höhere Kapazität haben und länger leben. Außerdem wirbt Ritter mit einem Doppelformat-Sucher, der auch das TV-Breitwandbild 16:9 anzeigt. Die 9008 kratzt preislich gefährlich an der 10.000-Mark-Grenze.
- Flaggschiff Beaulieu R16, auch als 9,5-mm-Version erhältlich
16-mm-Kameras
Sein 16mm-Filmkameraprogramm beginnt Beaulieu 1958 mit der R 16, die der C 16 von Eumig durchaus ähnlich sieht. Die R 16 kommt als Spiegelreflex-Systemfilmkamera in den Handel und wird 1962 durch das Modell „Reflex-Control CR 16“ ergänzt, das über einen fotoelektrischen Belichtungsmesser (TTL) verfügt. Diese Kamera gibt es auch als 9,5-mm-Version. Zusätzlich erscheint die „Reflex-Control CR 16 T“ mit 3-fach-Objektivrevolver. 1964 gibt es beide Kameras mit dem besseren Gossen-Belichtungsmesser. Jetzt tragen sie den Zusatz G im Namen. Ein Jahr darauf ist die „Beaulieu R 16 Electronic“ mit Schneider-Variogon 1:2,0/16-80 mm zu bestaunen. Die Bildfrequenzen lassen sich stufenlos zwischen zwei und 64 Bildern in der Sekunde regeln. Durch Einschrauben eines Pilottongenerators wird ein konstanter Lauf bei 25 Bildern garantiert.
1968 gibt es die „R 16 Automatic“, eine Kamera, deren Blendensteuerung automatisch vonstatten geht. Für wissenschaftliche Zwecke wird auch eine Variante mit dem Namen Endoskopie gebaut. 1971 bekommt die „R 16 Automatic“ einen Zoommotor verpasst.
Mit der rein professionellen Schulterkamera „Beaulieu 16 News“ erscheint 1974 ein völlig neu designtes Tonfilmmodell für Pisten-Sound. 1985 bringt Beaulieu schließlich die kleine „2016 Quarz“ in fünf Versionen: Mono mit einem Objektiv, 3-fach mit Revolver, Endoskopie, Mono/Multispeed und 3fach/Multispeed mit direkter Umschaltmöglichkeit aus der Normalfilmgeschwindigkeit in die 80B/sec-Zeitlupe. Kabellose Tonsynchronisation ist ebenso möglich wie Timer-Programme im Zeitrahmen von 1/10 bis zu 1/62 Sekunde pro Einzelbild. Die Kamera verfügt über zwei digitale LCD-Zähler für Einzelbilder und durchgelaufene Meter.
Fotos: Oliver C. Kochs, Archiv




















